MMM-DIARIUM 2/2024
Grabstätte für einen Marienkäfer
Artist Editions & Media from Hybriden-Verlag, Berlin
MMM-DIARIUM 2/2024
Grabstätte für einen Marienkäfer
Egon Günther
Grönlandmelodien
titeletikette ,at the gathering of the polar spirits & stempeldrucke: egon günther, diessen am ammersee, 2024."
"wolken
eisberge in jenseitigen meeren
segeln gleichsam möven durch das all
die palmolivenseifenschaumgebilde im kobaltbecken des barbiers
sie schwimmen in dem meer
wie ehrgebietende ahnen
sie schwimmen als wollten sie beschützen
durch den glauben der erkenntnis die verseuchte erde
oft dringt zwar ein strahl hindurch wenn die sonne sendet
bahnen glitzernd hellen lichts auf unsere dummheit
die die boten reflektiert
& starrsinnig konferenzen führt"
(Hartmut Geerken)
"ich weiss nicht, wie ich es sagen soll. es ist etwas, was man kaum formulieren kann. der zustand, in den mich die inuitgesänge bringen, ist mit sprache kaum annäherungsfähig. es ist heute noch etwas da, was fast vor dem anfang der sprache da war. deshalb ist es auch so problematisch, hier mit sprache zu jonglieren. die frühen tonaufnahmen der fast verblichenen gesänge der polarkreisvölker aus dem anfang des zwanzigsten jahrhunderts, das sind die letzten reste der klänge, die aus der altsteinzeit zu uns herüberschweben, die der venus von willendorf & der vom hohle fels die brüste liebkosten, das sind die töne, die aus den löchern der gänsegeierknochenflöte vom hohe fels kamen oder der schwanenknochenflöte aus der geissenklosterlehöhle, mit diesen klängen wurde der mammutknochenlöwenmensch aus dem lonetal besungen & bespielt, bis es den amerikanischen pearys endlich gelang, auch diese kulturen der polarkreisvölker mit nadeln, waffen & eisen zu zerstören. eine der ältesten durchgehenden musikkulturen ist das japanische hoforchester mit einer ununterbrochenen tradition von etwa viertausend jahren. das war die zeit der pharaonen. aber die gesänge der inuit & aboriginals sind über zehnmal älter! wie könnte man dem mit sprache überhaupt begegnen?"
(Hartmut Geerken)
MMM-Extra Nr. 42
Auflage: 8 Exemplare, nummeriert und Signiert
300 €
MMM-DIARIUM 1/2024
Kinästhetik bei Saturn
Egon Günther
Freddy Flores Knistoff
Thomas Glatz
Patricio Álvarez Aragon
Hartmut Andryczuk
Topics: The head of Vitus Bering - Freigangstrecken 1 to 3 - Normative art catalogue languages - Stadtbad Wilmersdorf II with AWTM&F (Old White Tattooed Men & Women) - ‘Requiem’ with Sandra Hüller - Telephone conversation with Reinhard Moeller: Squamous cell carcinoma disappeared after third chemo - Index Vitus Bering: Upright in the Arctic Ocean - Great Spotted Woodpecker in the Corona Forest - ALOA ALOA ALOA - Greetings from Titan by Ulrich Woelk - Titan, natural with Adore June mobile phone case Classic Recycled Black (acquired) - Visit from Reinhard Moeller in shades of brown - Thomas Melle, 3000 Euro - With BirdNet through the allotment garden colony - Peppenhöchstädt - Plastic fever in the Fourth World.
Drawing by Freddy Flores Knistoff |
300 €
Hartmut Robert Andryczuk
WERKCHEN A & B
Sind denn diese WERKCHEN A-Zeichnungen singulär oder Bestandteil von anderen Künstlerbuch- oder Editionsreihen?
In der Mehrzahl sind sie singulär. Manchmal sind sie auch Originalentwürfe zu anderen Künstlerzeitschriften. Eines (Nr. 59, BIRD EATING SPIDER, WERKCHEN A) wurde als Cover einer Literaturvideokassette der Galerie Paranorm verwendet. Ab 1992/1993 bekam ich ja immer mehr Zugang zu diesen Netzwerken. Das System war in den 1990er Jahren und darüber hinaus immer ähnlich. „Stelle 20, 30 oder 50 Zeichnungen her, signiere und nummeriere sie und sende sie dann zu. Honorar gab es nicht, aber ein Belegexemplar mit den Originalarbeiten aller anderen Künstlerinnen und Künstler“.
Kunst umsonst ist geschenkt?
Geschenkt ist das nicht. Manche Künstlereditionen oder -zeitschriften haben im Laufe der Zeit ja einen größeren Wert entwickelt.
Gibt es ein Lieblingswerk aus WERKCHEN A?
Vielleicht Nr. 39 ZYKLOP (B). Hermes Phettberg aus Wien mochte diese Zeichnung sehr, obwohl dort Zyklop handschriftlich falsch geschrieben wurde. Dort steht ja „ZYKLOB (B)“. Vielleicht wäre dieser Titel sogar besser.
Welche Zeichnungen und Texte erscheinen dir heute schlecht? In welchen Bildern erkennst du dich kaum noch wieder?
WERKCHEN A & B hat schon einige schlechte Bilder. Nr. 53, IRRGÄRTCHEN aus WERKCHEN A ist schon ziemlich schlecht. Desweiteren Nr. 34 und Nr. 55. Nr. 47 Stier stur ist mir fremd, überrascht mich aber. Nr. 35 ist merkwürdig und erinnert mich an einen reaktionären Kunstlehrer auf der Realschule, der einen Backenbart trug und fortschrittlich tat. Der meinte immer, dass ich etwas anderes ausdrücken wolle als ich ausdrücken würde. Irgendwie erinnert mich Nr. 35 an diesen Lehrer.
Are these WERKCHEN A drawings unique or part of other artist book or edition series?
Most of them are unique. Sometimes they are also original designs for other artists' magazines. One (No. 59, BIRD EATING SPIDER, WERKCHEN A) was used as the cover of a literary video cassette for the Paranorm Gallery. From 1992/1993 I got more and more access to these networks. The system was always similar in the 1990s and beyond. “Produce 20, 30 or 50 drawings, sign and number them and then send them. There was no fee, but a specimen copy with the original works of all the other artists”.
Art for free is a gift?
It is not a gift. Some artists' editions or magazines have developed a greater value over time.
Is there a favorite work from WERKCHEN A?
Perhaps no. 39 ZYKLOP (B). Hermes Phettberg from Vienna liked this drawing very much, although Zyklop was misspelled by hand. It says “ZYKLOB (B)”. Perhaps this title would be even better.
Which drawings and texts seem bad to you today? In which pictures do you hardly recognize yourself?
WERKCHEN A & B already has some bad pictures. No. 53, IRRGÄRTCHEN from WERKCHEN A is already pretty bad. Also No. 34 and No. 55. No. 47 Stubborn Bull is strange to me, but surprises me. No. 35 is strange and reminds me of a reactionary art teacher at secondary school who wore a whisker and acted progressive. He always said that I wanted to express something other than what I was expressing. Somehow No. 35 reminds me of this teacher.
Anna Hoffmann
Babylon Transit
3k, Glaswand
MMM-DIARIUM 4/2023
Linolschnitt von Angelique van Wesemael |
Freddy Flores Knistoff
Matthias Lyssy
Angelique van Wesemael
Egon Günther
Hartmut Robert Andryczuk
Aloe Aloa Aloa
Die Tödliche Doris & Hermoine Zittlau
Herausgegeben von Wolfgang Müller
Hermoine Zittlau sollte im Dezember 1987 bei der letzten Performance von Die Tödliche Doris als Band erneut in Erscheinung treten. Dieses Mal zusammen mit Etsuko Okazaki und Tabea Blumenschein. Es war die Oper „Autofahrt in Deutschland“, die ich mit Nikolaus Utermöhlen als letztes gemeinsames Tödliche-Doris-Bandprojekt entwickelte.
Zwei Jahre später, 1989 tauchte Hermoine Zittlau bei der Präsentation von „Die Tödliche Doris Schallplatten“ wieder auf, im Blauen Satelliten, einer Diskothek am Westberliner Ku’damm. Auf dem diesem Buch beiliegendem Video findet sich Hermoines Auftritt mit Nikolaus Utermöhlen, einschließlich der Moderation von Vivian Wilms. Vier Musikstücke trägt sie mit Nikolaus Utermöhlen vor. Zwei davon stammen aus Nikolaus vergriffenem Solo-Album Karlsbad von 1989, welches Timo Van Luijk vom belgischen Label La Scie Dorée 2023 wiederveröffentlichte. Bernhard Steudel dokumentierte den Auftritt auf Video. Das fand alles nur wenige Monate vor dem Fall der Berliner Mauer statt. Es waren die letzten Tage von Westberlin.
In den nachfolgenden Jahren wurde Hermoine zur beliebten Gästin meiner Reihe „Kunst- und Meisencafé“ im Roten Salon der Volksbühne und bei der „Island-show“ im Podewil. Dort bot Hermoine Zittlau als Prophetin mit Wagner-Kopfschmuck die Völuspá-Strophen der altisländischen Edda in weihevollem Gesang dar. In den ehemals zu Ostberlin gehörenden Theatern konnte ich Hermoine Zittlau auf der Bühne exklusive Begegnungen mit der Grande Dame des isländischen Theaters, der Schauspielerin Kristbjörg Kjeld vermitteln, mit dem Entertainer Páll Óscar, der Island beim Eurovision Song Contest 1997 vertrat oder mit Venus, alias Örn Jákup Dam Washington, dem Gewinner des isländischen Drag Queen Contests von 1999. Venus starb nur wenige Jahre später, am 19 Juli 2005 im Alter von 25 Jahren. Auf dem Video ist er auf der Bühne des Podewils zu sehen. Er sang in der Islandshow drei isländische Klassiker.
(Wolfgang Müller)
DVD Menue |
Two years later, in 1989, Hermoine Zittlau reappeared at the presentation of "Die Tödliche Doris Schallplatten" at the Blaue Satellit, a discotheque on West Berlin’s Ku’damm. The video accompanying this book features Hermoine's performance with Nikolaus Utermöhlen, including the moderation by Vivian Wilms. She performs four pieces of music with Nikolaus Utermöhlen. Two of them are from Nikolaus' out-of-print solo album Karlsbad from 1989, which Timo Van Luijk re-released on the Belgian label La Scie Dorée in 2023. Bernhard Steudel documented the performance on video. It all took place just a few months before the fall of the Berlin Wall. It was the last days of West Berlin.
In the following years, Hermoine became a popular guest in my "Kunst- und Meisencafé" series in the Red Salon of the Volksbühne and at the "Islandshow" in Podewil. There, Hermoine Zittlau performed the Völuspá stanzas of the old Icelandic Edda in solemn song as a prophetess with a Wagner headdress. In the theaters formerly belonging to East Berlin, I was able to arrange exclusive stage-encounters for Hermoine Zittlau with the Grande Dame of Icelandic theater, the actress Kristbjörg Kjeld, with the entertainer Páll Óscar, who represented Iceland at the 1997 Eurovision Song Contest, and with Venus, alias Örn Jákup Dam Washington, the winner of the 1999 Icelandic Drag Queen Contest. Venus died only a few years later, on July 19, 2005 at the age of 25. The video shows him on stage at the Podewil. He sang three Icelandic classics in the Icelandic show.
(Wolfgang Müller)
Signierter Druck / signed print |
Optisch erinnert Hermoine Zittlau dabei verblüffend an Beth Ditto von Gossip in den Nullerjahren, während ihre dunkle, melancholische Stimme an Deutschlands Prä-Dark Wave-Sängerin Alexandra denken lässt, die fälschlicherweise immer noch dem Schlager zugeschrieben wird...
Visually, Hermoine Zittlau is strikingly reminiscent of Beth Ditto from Gossip in the noughties, while her dark, melancholy voice is reminiscent of Germany's pre-dark wave singer Alexandra, who is still mistakenly attributed to Schlager...
(Philipp Meinert)
Stills aus JESUS - DER FILM von Michael Brynntrup (1986) Sills from JESUS – THE FILM from Michael Brynntrup (1986) |
72 Seiten
DVD: 39:00 min. (mit Hermoine Zittlau, Wolfgang Müller, Nikolaus Utermöhlen, Vivian Wilms, Venus aka Örn Jákup Dam Washington u.a.)
Mit einer signierten Zeichnung von Hermoine Zittlau
Book, hardcover
72 pages
DVD: 39:00 min. (with Hermoine Zittlau, Wolfgang Müller, Nikolaus Utermöhlen, Vivian Wilms, Venus aka Örn Jákup Dam Washington and others)
With a signed drawing by Hermoine Zittlau
Special thanks to Philipp Meinert, Michael Brynntrup, Akiko Hada and Walter Crasshole
Edition: 100 copies, signed and numbered
85 €
(Postage: 7 €)