Freitag, 31. Mai 2024

Die Tödliche Doris & Hermoine Zittlau

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Die Tödliche Doris & Hermoine Zittlau

Herausgegeben von Wolfgang Müller


Hermoine Zittlau sollte im Dezember 1987 bei der letzten Performance von Die Tödliche Doris als Band erneut in Erscheinung treten. Dieses Mal zusammen mit Etsuko Okazaki und Tabea Blumenschein. Es war die Oper „Autofahrt in Deutschland“, die ich mit Nikolaus Utermöhlen als letztes gemeinsames Tödliche-Doris-Bandprojekt entwickelte. 

Zwei Jahre später, 1989 tauchte Hermoine Zittlau bei der Präsentation von „Die Tödliche Doris Schallplatten“ wieder auf, im Blauen Satelliten, einer Diskothek am Westberliner Ku’damm. Auf dem diesem Buch beiliegendem Video findet sich Hermoines Auftritt mit Nikolaus Utermöhlen, einschließlich der Moderation von Vivian Wilms. Vier Musikstücke trägt sie mit Nikolaus Utermöhlen vor. Zwei davon stammen aus Nikolaus vergriffenem Solo-Album Karlsbad von 1989, welches Timo Van Luijk vom belgischen Label La Scie Dorée 2023 wiederveröffentlichte. Bernhard Steudel dokumentierte den Auftritt auf Video. Das fand alles nur wenige Monate vor dem Fall der Berliner Mauer statt. Es waren die letzten Tage von Westberlin.

In den nachfolgenden Jahren wurde Hermoine zur beliebten Gästin meiner Reihe „Kunst- und Meisencafé“ im Roten Salon der Volksbühne und bei der „Island-show“ im Podewil. Dort bot Hermoine Zittlau als Prophetin mit Wagner-Kopfschmuck die Völuspá-Strophen der altisländischen Edda in weihevollem Gesang dar. In den ehemals zu Ostberlin gehörenden Theatern konnte ich Hermoine Zittlau auf der Bühne exklusive Begegnungen mit der Grande Dame des isländischen Theaters, der Schauspielerin Kristbjörg Kjeld vermitteln, mit dem Entertainer Páll Óscar, der Island beim Eurovision Song Contest 1997 vertrat oder mit Venus, alias Örn Jákup Dam Washington, dem Gewinner des isländischen Drag Queen Contests von 1999. Venus starb nur wenige Jahre später, am 19 Juli 2005 im Alter von 25 Jahren. Auf dem Video ist er auf der Bühne des Podewils zu sehen. Er sang in der Islandshow drei isländische Klassiker.  

(Wolfgang Müller)



DVD Menue


Hermoine Zittlau was to appear again as a band in December 1987 for the last performance of Die Tödliche Doris. This time together with Etsuko Okazaki and Tabea Blumenschein. It was the opera "Autofahrt in Deutschland", which I developed with Nikolaus Utermöhlen as the last joint Die Tödliche Doris band project.

Two years later, in 1989, Hermoine Zittlau reappeared at the presentation of "Die Tödliche Doris Schallplatten" at the Blaue Satellit, a discotheque on West Berlin’s Ku’damm. The video accompanying this book features Hermoine's performance with Nikolaus Utermöhlen, including the moderation by Vivian Wilms. She performs four pieces of music with Nikolaus Utermöhlen. Two of them are from Nikolaus' out-of-print solo album Karlsbad from 1989, which Timo Van Luijk re-released on the Belgian label La Scie Dorée in 2023.  Bernhard Steudel documented the performance on video. It all took place just a few months before the fall of the Berlin Wall. It was the last days of West Berlin.

In the following years, Hermoine became a popular guest in my "Kunst- und Meisencafé" series in the Red Salon of the Volksbühne and at the "Islandshow" in Podewil. There, Hermoine Zittlau performed the Völuspá stanzas of the old Icelandic Edda in solemn song as a prophetess with a Wagner headdress. In the theaters formerly belonging to East Berlin, I was able to arrange exclusive stage-encounters for Hermoine Zittlau with the Grande Dame of Icelandic theater, the actress Kristbjörg Kjeld, with the entertainer Páll Óscar, who represented Iceland at the 1997 Eurovision Song Contest, and with Venus, alias Örn Jákup Dam Washington, the winner of the 1999 Icelandic Drag Queen Contest. Venus died only a few years later, on July 19, 2005 at the age of 25. The video shows him on stage at the Podewil. He sang three Icelandic classics in the Icelandic show.

(Wolfgang Müller)



Signierter Druck / signed print

Optisch erinnert Hermoine Zittlau dabei verblüffend an Beth Ditto von Gossip in den Nullerjahren, während ihre dunkle, melancholische Stimme an Deutschlands Prä-Dark Wave-Sängerin Alexandra denken lässt, die fälschlicherweise immer noch dem Schlager zugeschrieben wird...

Visually, Hermoine Zittlau is strikingly reminiscent of Beth Ditto from Gossip in the noughties, while her dark, melancholy voice is reminiscent of Germany's pre-dark wave singer Alexandra, who is still mistakenly attributed to Schlager...

(Philipp Meinert)


Stills aus JESUS - DER FILM von Michael Brynntrup (1986)
Sills from JESUS – THE FILM from Michael Brynntrup (1986)


Buch, gebunden

72 Seiten

DVD: 39:00 min. (mit Hermoine Zittlau, Wolfgang Müller, Nikolaus Utermöhlen, Vivian Wilms, Venus aka Örn Jákup Dam Washington u.a.)

Mit einer signierten Zeichnung von Hermoine Zittlau

Speziellen Dank an Philipp Meinert, Michael Brynntrup, Akiko Hada und Walter Crasshole


Book, hardcover

72 pages

DVD: 39:00 min. (with Hermoine Zittlau, Wolfgang Müller, Nikolaus Utermöhlen, Vivian Wilms, Venus aka Örn Jákup Dam Washington and others)

With a signed drawing by Hermoine Zittlau

Special thanks to Philipp Meinert, Michael Brynntrup, Akiko Hada and Walter Crasshole


Edition: 100 copies, signed and numbered

85 €

(Postage: 7 €)


Mittwoch, 1. Mai 2024

Ulrich Woelk, Saturn

Ulrich Woelk

Saturn

(Planetenschreiber 6)


Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass mich mein Schriftstellerleben jemals zum Saturn führen würde, aus dem schlichten Grund, weil es dort kein Planetenschreiber-Stipendium gibt. Wozu auch? Mit seinen sieben Ringen und über hundert Monden ist das Saturnsystem nun einmal ein gigantischer Freizeit-, Vergnügungs- und Unterhaltungspark. Die Leute fliegen nicht zum Lesen dorthin, sondern um kreischend auf den Prometheus-Wellen des F-Rings zu reiten, auf Enceladus Low-g-Skiing zu betreiben oder ein paar Runden auf dem quer zu den Saturnringen rotierenden und mit fünfzig Kilometern Durchmesser größten Riesenrad des Sonnensystems zu drehen.


Kurz gesagt: Auf dem Saturn hatte niemand Interesse an mir als Schriftsteller – zumal als einem, der seit nunmehr fünf Jahren von Stipendium zu Stipendium tingelte, um an einem Roman zu arbeiten, der immer noch nicht fertig war, was im übrigen bedeutete, dass ich seit einer gefühlten Ewigkeit nichts mehr veröffentlicht hatte. Und ohne ein Stipendium konnte ich mir eine Reise zum Saturn – einmal angenommen, ich hätte überhaupt dorthin gewollt – ebenso wenig leisten wie die orbitalen Fahrgeschäfte oder einen Aufenthalt in den sündhaft teuren Themenhotels auf seinem Riesenmond Titan.


… Nachdem sie mir noch eine Reihe von Romanen aus dem 21sten und 22sten Jahrhundert genannt hatte, denen sie thematisch eines oder mehrere Zimmer widmen wollte, sah sie mich herausfordernd an: „Und? Was meinst du?“


Das war nun also ihr „genialer“ Plan, den ich mit meinem literarischen Knowhow umsetzen sollte. Und ehrlich gesagt, ich fühlte mich geschmeichelt. Ich war regelrecht überrascht, dass sie mir zutraute, Verhandlungen mit Bauunternehmern zu führen, die Innenarchitekten, die sicher ihre ganz eigenen ästhetischen Gestaltungsvorstellungen haben würden, literarisch auf Kurs zu bringen, und die Licht- und Audiodesigner der Räume mit den notwendigen Informationen zu versorgen, um zu verhindern, dass sie die orientalische Atmosphäre in den Sheherazade-Bädern mit Spacepunk-Grunzern und Laser-flashs zerstörten, Hildegard von Bingens erotische Visionen mit Gestöhne und KI-Pornos bebilderten oder in den Ripley-Räumen Mordtechniken wie Ertränken, Verbrennen und Garottieren zur Gestaltungsgrundlage machten.



Titel der Zeichnungen von Hartmut Andryczuk:

CASSINI-HUYGENS-MEMORIAL, TEXEL FACULA, ADIRI-REGION

TITANWORMS (2. GEN.), NATURHISTORISCHES MUSEUM, ANTILLA FACULA, ADIRI-REGION


XANADU HAUBENTAUCHER, NATURRESERVAT VIS FACULA


DER METHANBERG RUFT MIT MONI REIFENSTRAHL, FILM-MUSEUM HOTEI ARCUS


KARNEVALKOSTÜM-MUSEUM, OMACATL MACULA, FENSAL


FÜNF-STERNE-NULL-SUITEN-HOTEL, KRAKEN MARE


Auflage: 30 Exemplare

650 €