Mittwoch, 20. Februar 2019

Gedankenpfad Laibtätigkeit Aidmann

Die Tödliche Doris
Gedankenpfad Laibtätigkeit Aidmann 


Zu den Aufnahmen, die Nikolaus Utermöhlen in Die Tödliche Doris einbrachte, gehörte die eines alten Tonbands von einem Herrn namens Joseph Pfeuffer. Dieser lebte in einem kleinen Dorf in der Nähe von Würzburg und galt den Einwohnern als Verrückter, Einsiedler und Außenseiter. Mehrfach war er schon in die Nervenklinik eingewiesen worden. Sein Fachwerkhaus hatte er von oben bis unten in leuchtenden Farben mit selbst verfassten Gesetzen und Geboten beschrieben. Es sah beeindruckend aus, erinnerte sich Nikolaus. Er sei von Joseph Pfeuffers Phantasie und Eigensinn beeindruckt gewesen. Hin und wieder besuchte er ihn. Er sei nämlich sehr gastfreundlich gewesen. Irgendwann habe Pfeuffer Nikolaus vertrauensvoll eine seiner Tonbandspulen geschenkt. Auf dieser hatte er seine Forderungen und Ultimaten aufgenommen, immer wieder unterbrochen von genauen Zeitangaben. 



Dieses Tonband war nun die Basis des Tracks „Überlieferung Joseph Pfeuffer 3.6.76“, einem Beitrag der Tödlichen Doris für den Sampler „Lieber Zuviel Als Zuwenig“ (ZicZack Sommerhits 81).
Als wir den Beitrag produzierten, war Dagmar Dimitroff spurlos verschwunden. Sie war Teil einer bizarren sektenartigen Gruppe um den ungarischen Künstler Janosch geworden, dem Bruder der Videokünstlerin Vera Body. Seitdem war sie völlig unberechenbar, verpasste Verabredungen und hatte starke Stimmungsschwankungen. Ein paar Wochen zuvor hatten Dagmar, Nikolaus, Tabea und ich noch die Studioaufnahmen für unsere erste LP abgeschlossen, die 1982 erschien. Danach war Dagmar nicht mehr zu erreichen. Wir überlegten, wie wir Kontakt aufnehmen könnten. Wir schätzten ihr kraftvolles Schlagzeugspiel und ihre wunderbare Stimme, die auf „fliegt schnell laut summend“ zu hören ist. Wo war Dagmar?

So sprach ich meinen Suchaufruf in das Mikrophon des Aufnahmestudios in den letzten Sekunden des 2:30 Minuten langen Pfeuffer-Tracks. Dort ertönt ein mehrfaches: „Dagmar melde Dich!“

Wolfgang Müller, 11.1. 2019


Die Tödliche Doris
Gedankenpfad Laibtätigkeit Aidmann

One of the recordings Nikolaus Utermöhlen brought to The Deadly Doris was that of an old tape by a gentleman named Joseph Pfeuffer. He lived in a small village near Würzburg and was considered a madman, hermit and outsider. Several times he had been put into a psychiatry. His half-timbered house he had coloured from top to bottom in bright colors by self-written laws and commandments. He looked impressive, remembered Nikolaus. He was impressed by Joseph Pfeuffer's imagination and obstinacy. Now and then he visited him. He had been very hospitable. At some point Pfeuffer Nikolaus confidently gave one of his tape reels. On this he had recorded his demands and ultimatums, again and again interrupted by exact time statements.

This tape was now the basis of the track "Tradition Joseph Pfeuffer 3.6.76", a contribution of the Deadly Doris for the compilation "Lieber Zuviel Als Zuwenig" (ZickZack summer hits 81).

When we produced the post, Dagmar Dimitroff had disappeared without a trace. She was member of a bizarre sect-like group around the Hungarian artist Janosch, the brother of video artist Vera Body. Since than, she has been completely unpredictable, missed appointments and had fierce mental changes strong mood swings. A few weeks earlier, Dagmar, Nikolaus Tabea, and I had completed the studio recordings for our first LP, which was released in 1982. After that, Dagmar was beyond reach. We thought about how we could get in touch. We appreciated her powerful drumming and her wonderful voice, which can be heard on "fliegt schnell laut summend". Where was Dagmar?

So I spoke my search call into the microphone of the recording studio in the final seconds of the 2:30 minute long Pfeuffer tracks. There is this repeated message: "Dagmar, melde dich!“

Wolfgang Müller, 11.1.2019


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