Mittwoch, 23. Februar 2022

Tabea Blumenschein, Die Knochenband

Tabea Blumenschein

Die Knochenband

The Bone Band


In den Filmen von Ulrike Ottinger inszenierte sich Tabea Blumenschein mal als femme, dann als butch, wieder als Mann oder als sexy Pin-Up-Girl. Zu den beliebtesten Sujets ihrer Zeichnungen zählten Bartfrauen, Hermaphroditen, Matrosen, Knochengirls, Trans* und queere Charaktere. Tabea Blumenschein war queer, bevor dieser Begriff überhaupt existierte, so fasste es Philipp Meinert im Berliner Magazin Siegessäule mal zusammen.


Als Hartmut Andryczuk fragte, ob Tabea wohl Lust haben könnte, fünf Leporellos für eine Edition im Hybriden-Verlag zu zeichnen, war sie gerade dabei ihre Entwürfe für rote tote bag fertigzustellen. In dieser sollte das Künstlerbuch Die Tödliche Doris – Kostüme und Kulissen liegen. Das Buch selbst war mit ihren Kostümzeichnungen illustriert. Um die Erinnerung wachzurufen, hatte ich Tabea einige Wochen zuvor Fotos unserer Performances aus den 1980er Jahren mitgebracht. Diese zeigten unter anderem einen von Tabeas engsten Freunden, den Künstler Mark Brandenburg, der im Mai 1989 als auferstandene Doris in einer eleganten weißen Felljacke in Ostberlin auftrat. Oder Hausbesetzerin Elke Kruse, die mit dem von Nikolaus Utermöhlen entworfenen Knochenkostüm und verfilzten Haaren wie ein Rasta-Gespenst auftauchte. Erinnerungen stiegen hoch und Tabea erzählte vom aufwändigen Färben der vier Batikkostüme in ihrer großen Küche in der Erdmannstraße. Die Voodoo-Doll-Kostüme hatte Tabea in eigener Regie für den Open-Air-Auftritt auf der Nordseeinsel Helgoland hergestellt. 


Aus den Erinnerungen entstand 2018 im Laufe von drei Wochen Tabeas Zeichnungsserie „Die Knochenband“, insgesamt 50 variierende Zeichnungen auf 5 Leporellos. Doris singt von der „Schuld-Struktur“ oder präsentiert sich in Tabeas Voodoo-Doll-Kostüm. Die Knochenband feiert fröhlich das Oktoberfest in Volkstracht oder sie singt im Tangoschritt vom „Apachentanz“. Ob Deadly Doris oder Doris mortelle – alle Menschen sind wie Doris: tödlich und sterblich.  


(Wolfgang Müller)




In Ulrike Ottinger's films, Tabea Blumenschein staged herself sometimes as a femme, then as a butch, again as a man or as a sexy pin-up girl. Among the most popular subjects of her drawings were bearded women, hermaphrodites, sailors, bone girls, trans* and queer characters. Tabea Blumenschein was queer before the term even existed, as Philipp Meinert once summed it up in the Berlin magazine Siegessäule.


When Hartmut asked if Tabea would like to draw five leporellos for an edition in the Hybriden-Verlag, she was just finishing her drafts for rote tote bag. The artist's book Die Tödliche Doris - Kostüme und Kulissen was to be in it. The book itself was illustrated with her costume drawings. To evoke the memory, I had brought Tabea photos of our performances from the 1980s a few weeks earlier. These showed, among others, one of Tabea's closest friends, the artist Mark Brandenburg, performing in East Berlin in May 1989 as the resurrected Doris in an elegant white fur jacket. Or squatter Elke Kruse, who appeared like a Rasta ghost in a bone costume designed by Nikolaus Utermöhlen and matted hair. Memories soared and Tabea told of the elaborate dyeing of the four batik costumes in her large kitchen in Erdmannstraße. Tabea had made the Voodoo Doll costumes on her own for the open-air performance on the North Sea island of Helgoland. 


From the memories, Tabea's drawing series "The Bone Band" was created over the course of three weeks in 2018, a total of 50 varying drawings on 5 leporellos. Doris sings about the "guilt structure" or presents herself in Tabea's voodoo doll costume. The Bone Band happily celebrates Oktoberfest in folk costume or sings of the "Apache Dance" in tango step. Whether Deadly Doris or Doris mortelle - all people are like Doris: deadly and mortal. 


(Wolfgang Müller)



Buch, gebunden mit Prägeklischee einer Zeichnung von T.B.
Texte von Hartmut Andryczuk und Wolfgang Müller
Sechsundsechzig Seiten mit fünf Zeichenserien von Tabea Blumenschein
Beiheft mit Bildmaterial aus Tabea und Doris dürfen doch wohl noch Apache tanzen, 1981, bestempelt von Wolfgang Müller.
Die Edition erscheint anlässlich der Ausstellung Tabea Blumenschein in der Galerie K’ vom 12.03 bis zum 04.06.2022

Book, bound with embossed cliché of a drawing by T.B.

Texts by Hartmut Andryczuk and Wolfgang Müller
Sixty-six pages with five series of drawings by Tabea Blumenschein
Supplement with pictures from Tabea und Doris dürfen doch noch Apache tanzen, 1981, stamped by Wolfgang Müller.
The edition is published on the occasion of the exhibition Tabea Blumenschein in the gallery K' from 12.03 to 04.06.2022

85 € (plus 7 € Postage)

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