Samstag, 12. März 2022

Hermoine Zittlau – Prosa und Wörterbuch

Hermoine Zittlau

Aaasgefüge – zeitversehrt

Prosa und Wörterbuch

Herausgegeben von Wolfgang Müller


Im Berliner Stadtteil Schöneberg erblickte Hermoine Zittlau 1959 das Licht der Welt.
1971 zog die Künstlerin mit ihren Eltern nach Berlin- Lichtenrade, wo sie bis heute lebt.

Während ihrer dreimonatigen Ausbildung als Pediküre entdeckte sie 1978 das Punkhouse am Ku’Damm, den ersten Punkclub von Westberlin.
Im Sinnfilm, einer S-8-Produktion der Teufelsberger spielte sie 1981 die Rolle der Sinnmörderin. Im Jahr darauf lernte sie Nikolaus Utermöhlen und Wolfgang Müller kennen, mit denen sie immer wieder für Die Tödliche Doris zusammenarbeitete.

Bei der Premiere der Doris-Oper Autofahrt in Deutschland am 4. 12. 1987 beeindruckte Hermoine Zittlau an der Seite von Tabea Blumenschein und Etsuko Okazaki das Münchner Publikum in der Rolle als sinnmordende Walküre. Mit der zweiten Aufführung am Folgetag, dem 5. 12. 1987 feierte zugleich Die Tödliche Doris ihren endgültigen Abschied als Liveband.

In Akiko Hadas Videoproduktion The Fall of a Queen or the Taste of the Fruit to Come von 1991, einer Produktion des Senders Channel 4 spielte Hermoine Zittlau neben Gunter Trube und Mark Brandenburg die Rolle der Majestät.

1992 erfand Hermoine Zittlau Harmudistanisch, eine eigene Kunstsprache wie Esperanto und Volapük. Sie übersetzte das Gedicht "Der Rabe" von Edgar Allan Poe ins Harmudistanische, hier in ihrem Buch erstmalig dokumentiert.

Auftritte in Wolfgang Müllers Kunst und Meisencafé im Roten Salon der Berliner Volksbühne mit Páll Óskar Hjálmtysson folgten, dem ersten offen schwulen Sänger bei der Klemmschwestershow ESC 1997.

In der Show Mutter und Doris an der Berliner Volksbühne überzeugte Hermoine Zittlau 1995 als Operndiva der Tödlichen Doris. Neun Jahre später trat sie mit ihrem Künstlerfreund Ogar Grafe in Lena Brauns legendärem Club Barbie Deinhoff auf. Sie präsentierte einige Songs aus der im Hybriden-Verlag 2004 erschienenen Edition Sirenen aus dem untergehenden Westberlin.

Wie auch Tabea Blumenschein, ihre Kollegin aus der Tödlichen Doris-Oper besitzt Hermoine Zittlau bis heute keinen Computer, hat keine Emailadresse. Erfasst man ihre Texte mit dem Computer, leuchten ständig Warnhinweise und Markierungen auf. Die Rechtschreibprogramme sind von den neu erfundenen, eigensinnig veränderten Wörtern und den grammatikalischen Experimenten überfordert. Hermoine Zittlau beweist mit ihrer Poesie, dass sich Sprache in einer ständigen, nie endenden Metamorphose befindet. Um einen Eindruck des schöpferischen Ideenreichtums zu bekommen, folgt nach Beispielen ihrer Dichtkunst das Hermoine-Zittlau-Wörterbuch.

Wolfgang Müller



Der Rabe 


nach Edgar Allan Poe
in harmudistanischer Übersetzung 


Schweig denn still mein Herze 

Randem tosst helljug yer Rare 


Plutos nächt’ger Sphär’ 

Plutoah amerhabis Ohresmee 


Ach, Ach 

Hammet, hammet 


Müde über manch altem Folio längst vergess’ner Lehr’ 

Jeped isla gaune rasper Sekroat jem lat‘ gire Queme 


Als der Schlaf schon kam gekrochen 

Zen gab Lohe urt reca ilerm 


Schuf ein Geisterlicht so leer
Legerte lee Jol-mes Prathe gurn tarmee 


Dunkel dort – nichts weiter mehr 

Kajokretoh herpatt – gane lume skeh 


Ominöses grimmes Wesen 

Semexter werg Perment 


Zuweilen ist – alles der Auflösung nahe. Aus dem Innenleben des Hauptstadtsalons tönt das ohnmächtige Streben einer loslösten Mysterienarie. Das Süßlauten begnadeter Stimmen schneidet scharf durch Herzkammerfäden, gnadenfrei zu neu erkämpfter Inbestandnahme: 


Hochherrschaftlicher Miene 

Nobielies’gis Huth – geme
Der Engel Herr
Gab Liquomee Barm
Wand’rer nächt’ger Spähr’ 

Sketaber amerhabis Ohresmee 

Sprach der Rabe – nimmermehr 

Jsched gab Eltered – haberimee 


Edition, 58 Seiten, gebunden

Typographie und Layout: Gerhard Dörries

Beilage/Multiple von Wolfgang Müller, signiert

Edition, signiert und nummeriert von Hermoine Zittlau

Auflage: 50 Exemplare


80 €


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