Mittwoch, 19. Mai 2021

WOELK – NEPTUN

Ulrich Woelk

Neptun

(Planetenschreiber 3)


Dritte Folge des Planetenschreibers von Ulrich Woelk (diesmal auf dem Neptunmond Triton mit Zeichnungen von Hartmut Andryczuk).


Ich selbst kann zwar nicht Skifahren, aber vielleicht würde ich die Gelegenheit nutzen und auf Triton ein paar Anfängerstunden nehmen. Da die Gravitation dort weniger als ein Zehntel der irdischen beträgt, kann man, wie ich gehört habe, schon nach wenigen Tagen steilste Pisten hinunterfahren – ein Grund für die enorme Beliebtheit des Low-g-Skiings. Während auf der Erde nur Wahnsinnige fast senkrechte Hänge und Felsabbrüche hinabfahren, kriegt das auf Triton oder dem mondänen Saturnmond Enceladus (0,01g – das absolute Rentnerparadies) nahezu jeder mittelmäßige Skifahrer oder Snowboarder hin. Skiflugweiten von einem Kilometer – auf Enceladus sogar bis zu zehn! – sind keine Seltenheit, und beim Rodeln sind Schrauben und Loopings in den Eisbahnen Standard.


Aber die Hauptattraktion sind natürlich schon seit Jahren die Sky-Jets, diese skibobähnlichen Dü-senfahrzeuge, mit denen es bei der geringen Triton-Gravitation möglich ist, mehr als hundert Meter über die Oberfläche aufzusteigen und sich von dort die spektakulären Ausbrüche der Kryogeysire und -vulkane anzusehen oder beim Überfliegen der Nacht-Tag-Grenze den berühmten Sonnenaufgang über den Stickstoffgletschern der äquatorialen Gebirgsketten zu bestaunen. Meine Vorbehalte gegenüber dem Sky-riding, das mag sein, entspringen vielleicht einer typischen irdischen Spaßskepsis, weil ich dabei nur an die nervigen Jet-Skis an den Luxusstränden der Schickmicki-Urlaubshochburgen in Sierra Leone, Gabun oder der Elfenbeinküste denke.





Ulrich Woelk


Neptune


(Planetary Recorder 3)


Third episode of the planetary writer by Ulrich Woelk (this time on the Neptune moon Triton with drawings by Hartmut Andryczuk).


I can't ski myself, but maybe I'd take the opportunity to take some beginner lessons on Triton. Since gravity there is less than a tenth of Earth's, I've heard that you can ski down the steepest slopes after just a few days - one reason for the enormous popularity of low-g skiing. While on Earth only insane people ski down almost vertical slopes and rocky outcrops, on Triton or Saturn's lunar moon Enceladus (0.01g - the absolute pensioner's paradise) almost any average skier or snowboarder can do it. Skiing distances of one kilometer - on Enceladus even up to ten! - are not uncommon, and tobogganing screws and loops in the ice rinks are standard.


But the main attraction, of course, has for years been the sky-jets, those skibob-like jet vehicles with which, given Triton's low gravity, it is possible to rise more than a hundred meters above the surface to view the spectacular eruptions of cryogeysers and volcanoes, or to marvel at the famous sunrise over the nitrogen glaciers of the equatorial mountain ranges while flying over the night-day boundary. My reservations about sky-riding, it may be, perhaps stem from a typical earthly skepticism of fun, because I think only of the annoying jet skis on the luxury beaches of the fancy-pants vacation strongholds in Sierra Leone, Gabon or the Ivory Coast.


Number of copies: 30

Signed & Numbered

600 €


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