MMM-DIARIUM 2/2022
Spinnenweben-Wellness am kranken See
Collage/Überarbeitung von Liselotte Spreng "Immer mehr fürs Geld" |
Mikula Lüllwitz
Hartmut Andryczuk
Liselotte Spreng
Freddy Flores Knistoff
MMM-DIARIUM 2/2022
Spinnenweben-Wellness am kranken See
Collage/Überarbeitung von Liselotte Spreng "Immer mehr fürs Geld" |
Mikula Lüllwitz
Hartmut Andryczuk
Liselotte Spreng
Freddy Flores Knistoff
THINK TANK PANZERHAUBITZE KLING KLING
Leporello, Katalog
Auf der Kreml-Seite fand ich den Text „Über die historische Einheit von Russen und Ukrainern“ von Wladimir Wladimorowitsch. Großartig. Ein richtiger idenditärer Schwurbel-Text, den ich für diese Künstleredition sehr gut verwenden konnte. Dort wird die Nationalisten-Karte gezogen, die historische Einheit aller Russen beschworen. Russland ist seit Jahren in einem heiligen Krieg gegen „Gayropa“. Glaube, Vaterland, Familie, ewige Werte, Orthodoxie. Männer sind noch richtige Männer und Frauen noch wahre Frauen. Bringt mich das Selenskij oder den Nationalismus der Ukrainer näher? Nein, natürlich nicht. Aber ich unterstelle den Menschen in der Ukraine, dass sie dieses „russische“ System nicht mehr wollen. Und was mich angeht: ich lebe lieber im satanischen Westen als in einem idenditären Mafia-Imperium.
"Auch Stepan Bandera hat's im Westen immer schwerer" |
Mein Vater sprach nie von seiner Vergangenheit. Das war typisch für die traumatisierte Weltkriegsgeneration, obwohl er nie Soldat gewesen ist. Er ist 1920 in Kolomya (Galizien) in der Westukraine geboren. Sein Vater war Landwirt, aber seinen Vornamen hat er nie genannt. Seine Mutter hieß Xenia. Geschwister hatte er nicht. Ob die Familie direkt in der Stadt Kolomya wohnte oder im Bezirk Kolomea weiß ich nicht. Stadtansichten in Reiseführeren zeigen imposante Bürger- und Verwaltungshäuser, das Ostereimuseum und das Nationalmuseum für Volkskunst von Huzulien und Pokutien. Von Berlin aus kann man mit dem Bus, mit dem Zug oder mit dem Auto dorthin reisen. Die Busfahrt dauert über 20 Stunden über Lwiw; mit dem Zug ist es noch komplizierter.
Moskau. Foto-Etüden – Überzeichnetes Fotobuch. Unikat Sammlung Karl Manfred Fischer und Liselotte Spreng |
Die Kunst des Sammelns, Bd. 8
Michael Lailach
„Dein Haus“ – Nach einem Entwurf des Architekturbüros Jessen, Kersig-Siedlung, Sylt-Hörnum. Zeichnung: H.R.A. 2022, 42 x 29,7 cm, Berlin 2022 |
Die Tödliche Doris
OPER
Eine Oper von Wolfgang Müller & Nikolaus Utermöhlen
Westberlin 1987
Aufführung in der Galerie der Künstler im Völkerkunde Museum München
Am 4. und 5.12. 1987
Schauspiel und Gesang:
Tabea Blumenschein
Hermoine Zittlau
Etsuko Okazaki
Offstimmen:
Wolfgang Müller
Nikolaus Utermöhlen
Videostills: Etsuko Okazaki, Tabea Blumenschein, Hermoine Zittlau |
„Im Zentrum der im Auflösungsjahr der tödlichen Doris entstandenen Oper ‚Autofahrt in Deutschland‘ stehen ein fahruntüchtiger PKW und ein auf der Autobahn tödlich verunglückter Helmut Kohl. Im Auto sitzen drei Frauen, singen sich fahrerlos durch das Land, steigen ab und zu aus, um vorne, am Bühnenrand ihre Soli vorzutragen. Es sind Hermoine Zittlau, Etsuko Okazaki und Tabea Blumenschein. Für den letzten Liveauftritt der Tödlichen Doris orderte Wolfgang Müller dieses Auto bei Stephan Geene, dem Organisator der Münchner Veranstaltung. „Stephan wollte gern Tabea dabeihaben und bat mich, sie davon zu überzeugen. Ich sagte ihm, ok, das wird gar nicht so einfach.“ Er müsse mir im Gegenzug dafür versprechen, einen gebrauchten PKW in dieses Museum stellen, als Bühnenrequisite am Aufführungsort, erinnert sich Wolfgang Müller: „Tabea hatte eine spezielle Rolle in der Gruppe – sie trat immer nur auf, wenn sie Lust dazu hatte. Manchmal war dazu etwas Überzeugungsarbeit nötig.“ Das Auto besorgten die Veranstalter schließlich vom Autofriedhof und verfrachteten es mithilfe einer Transportfirma ins Museum.
Während der „Geisterzug“ ein bekanntes und vieldeutiges Symbol ist, tauchen „Geisterautos“ eher selten in Film und Literatur auf. Für den führerscheinlosen Wolfgang Müller (*1957), der aus der in der NS-Zeit gegründeten VW-Stadt Wolfsburg stammt, dessen Autowerk alles dort dominiert und für Nikolaus Utermöhlen (*1958 – 1996), der zwar einen Führerschein besaß, aber so gut wie nie Auto fuhr, war das Auto Symbol deutschen Wahnsinns, ein nationaler Fetisch.“
„At the center of the opera 'Autofahrt in Deutschland', written in the year of the dissolution of Die tödliche Doris, is an unroadworthy passenger car and Helmut Kohl, who has a fatal accident on the autobahn. Three women are sitting in the car, singing their way through the country without a driver, getting out now and then to perform their solos at the front, at the edge of the stage. They are Hermoine Zittlau, Etsuko Okazaki and Tabea Blumenschein. For the last live performance of Deadly Doris, Wolfgang Müller ordered this car from Stephan Geene, the organizer of the Munich event. "Stephan wanted to have Tabea with him and asked me to convince her. I told him, ok, that won't be so easy." In return, he had to promise me to put a used car in this museum, as a stage prop at the performance venue, recalls Wolfgang Müller: "Tabea had a special role in the group - she only ever performed when she felt like it. Sometimes it took some convincing." The organizers finally got the car from the car graveyard and shipped it to the museum with the help of a transport company.
While the "ghost train" is a well-known and ambiguous symbol, "ghost cars" appear rather rarely in film and literature. For Wolfgang Müller (*1957), who has no driver's license and comes from the VW city of Wolfsburg, founded during the Nazi era, whose car plant dominates everything there, and for Nikolaus Utermöhlen (*1958 - 1996), who had a driver's license but hardly ever drove a car, the car was a symbol of German madness, a national fetish.“
Martin Schmitz, 2022
Tausend Jahre sind vergangen
Und nebelverhangen
Die feuchten Auen im Fleisch.
Ein Schrei aus tausend Kehlen bildet das Reich.
Zu Zahlen werden die Seelen
Und machen an die zweihundert Sachen.
Hermoine Zittlau
A thousand years have passed
And fog shrouded
The wet meadows in the flesh.
A cry from a thousand throats forms the realm.
To numbers the souls become
And make to the two hundred things.
„Die gesamten Sounds der Oper stellten wir mit den 27 nummerierten Audiokassetten zusammen, die zwischen 1980 bis 1981, teils noch mit Dagmar Dimitroff und Chris Dreier aufgenommen worden waren. Dazu spielten wir einige neue Tracks ein. Live benutzten wir zwei Kassettendecks. Diese wurden wie Instrumente eingesetzt, mit denen die Tonbänder nach vorher bestimmten Regeln und Systemen abgespielt und in die Lautsprecherboxen übertragen wurden. Wann ein Tape eingespielt werden sollte, wo es lauter, leiser wurde , ein- oder ausgeblendet, notierten wir auf Blättern, die heute verschollen sind. Vermutlich liegen sie irgendwo in den 33 Ordnern des Doris-Archivs in der Galerie K Strich in Bremen. Zu diesen Tape-Sounds probten die Sängerinnen. Auf der Bühne sangen sie zu den Kassetten-Sounds. Nikki und ich setzten unsere Stimmen live im Off ein, die durch diverse Effektgeräte verfremdet wurden. Die 27 beschrifteten Kassetten mit den gelben, roten und weißen Etiketten existieren bis heute.“
„We put together all the sounds of the opera with the 27 numbered audio cassettes recorded between 1980 and 1981, some of them still with Dagmar Dimitroff and Chris Dreier. In addition, we recorded some new tracks. Live we used two cassette decks. These were used like instruments with which the tapes were played according to previously determined rules and systems and transferred to the loudspeaker boxes. When a tape was to be played, where it was louder, softer, faded in or out, we noted on sheets of paper that are now lost. Presumably they lie somewhere in the 33 folders of the Doris archive in the K-Strich gallery in Bremen. The singers rehearsed to these tape sounds. On stage they sang to these tape sounds. Nikki and I used our voices live offstage, which were alienated by various effects devices. The 27 labeled cassettes with the yellow, red and white labels still exist today.“
Wolfgang Müller
Edition, gebunden, 98 Seiten mit vielen farbigen Abbildungen
Edition, hardcover, 98 pages with many color illustrations
DVD: 48:29 min
Beilagen / Supplements:
Wolfgang Müller/Nikolaus Utermöhlen
Autofahrt in Deutschland – Typoskript
16 Seiten
Wolfgang Müller/Nikolaus Utermöhlen
Car ride in Germany – typescript
16 pages
Wolfgang Müller, Multiple
(signiert und nummeriert / signed & numbered)
OPER, Multiple von Wolfgang Müller |
Hermoine Zittlau, Postcard
(signiert & nummeriert / signed & numbered)
SOUNDPOOL – Vom Noise zur Oper und zurück
Metamorphosen der tödlichen Doris von 1980 bis 2020
28 Seiten, viele farbige Abbildungen
SOUNDPOOL – From Noise to Opera and Back Again
Metamorphoses of the deadly Doris from 1980 to 2020
28 pages with many color illustrations
Edition: deutsch/englisch
Bilingual Edition
Number of copies: 100
100 €
Shipping costs: 7 €
Anna Hoffmann
Die Rehe von Paris
Gedichte (1998 bis 2022)
"die wärme kam und trug die welt mit den hörnen wir paarten uns ohne fleck und zu leiden bis in die toskana karezza und einst da waren wir uns sicher und nicht genug spiele im wein im kopf entferntest du dich begossen wie ein pudel mit dem eau de toilette aus dem seitenfach als ich ging draufging betäubt gebräunt verreist in und auseinander gereist: zentrifugel in portugal oder spanischem wein angelegt jeder tag geht in seiden verschleppt von strohhutträumen grundieren schrille fragen weiß wie rotwein an der küste des denkens weißt du nicht alles emigriert zum solarplexus schlagwörter fremd die ganze gegend stinkt nach camelot wo die milch am platzen war die hübsche gegend aufgehöllt und zu tisch getreten in einem eleganten schema sommer wars und halma auf den metaebenen weideten wir puppen aus vermissten eine halsschlagader und ließen uns vom wasser anziehn mein alphaschatten jetzt will ich dein wächter sein komm in meine sternhöhle und entsichere deine geschichte: ich bin ihr auf der spur mit meinen elektrifizierten katzen alles sternbluter von geburt an festgestellt im kontrollverfahren b soweit ein herz verworfen muss das opfer brüllen und treten und hörbar sein dann erst geht das licht aus und die zeit weiter"
MMM-DIARIUM 1/2022
Pac-Man im Waldorf-Krankenhaus
Diarium von Hartmut Robert Andryczuk
vom 1 Februar bis zum 30. April 2022
Künstlerische Arbeiten von:
Mikula Lüllwitz
Jorge Herrera Fuentealba
Egon Günther
Hartmut Andryczuk
Jürgen Schneider
Themen: Geerken, "leicht bei einander" – Lieber Soros als Borros – "Tantra in Baden-Baden" – Code Orange: indische Schlangenwurz statt Adenosin – Albert Lemmens gestorben – Hufeisen-Batgirl für "Quarantäne Updates Shanghai" – Stalinchen führt Krieg – Waldorf Ablatoria – Rollstühle zum Rauchen – Hermoine Zittlau – Z+-Abbo für einen Monat – BA1, BA2 – Birne-Mohnkuchen mit Martin Schmitz – Die Wildpferde von Deichhausen – Der Sintflutbrunnen vom Perelsplatz – Glückstadt mit Blick auf Atomkraftwerk Brokdorf – Aryan Brotherhood in Büsum – Lockdown in Shanghai
Jorge Herrera Fuentealba, X-RAY |
Topics: Geerken, "easy on each other" - Soros rather than Borros - "Tantra in Baden-Baden" - Code Orange: Indian snake root instead of adenosine - Albert Lemmens died - Horseshoe Batgirl for "Quarantine Updates Shanghai" - Stalinchen wages war - Waldorf Ablatoria - Wheelchairs for smoking - Hermoine Zittlau - Z+ subscription for one month - BA1, BA2 - Pear Poppy Cake with Martin Schmitz - The Wild Horses of Deichhausen - The Flood Fountain from Perelsplatz - Glückstadt with View of Brokdorf Nuclear Power Station - Aryan Brotherhood in Büsum - Lockdown in Shanghai
Edition: 30 copies
300 €
MMM-DIARIUM 4/2021
Mammographie-Mobil im Regen
Mikula Lüllwitz, klingt wie |
vom 1 November 2021 bis zum 31. Januar 2022
Künstlerische Arbeiten von:
Mikula Lüllwitz
Hartmut Andryczuk
Freddy Flores Knistoff
Egon Günther
Thomas Glatz
Themen: Joseph Pfeuffer in "DUKTUS" – Sylt: Nieselregen, Mammographie-Mobil vor der Ferienwohnung und Nachrichten von der Intensivstation – Tatjana Bergelt im Schleusenkrug – Statt Ny und Xi lieber Virusvariante Omikron – „Wir alle liegen in der Gosse, aber manche von uns sehen die Sterne“ – Ein Saunafass für die Wohnung? – Ein Kalender mit Erdmännchen-Fotos als Weihnachtsgeschenk – Trauerfeier Gisela Mayer – Marianne Rosenberg mit Art Garfunkel jun. am Brandenburger Tor – Mein erster PCR-Test – 2321945, das Pforzheim-Bomben-Buch – Hartmut Geerken & Afghanistan per du perdü.
Topics: Joseph Pfeuffer in "DUKTUS" - Sylt: drizzle, mammography mobile in front of the holiday flat and news from the intensive care unit - Tatjana Bergelt in the „Schleusenkrug“ - Instead of Ny and Xi, prefer virus variant Omikron - "We all lie in the gutter, but some of us see the stars" - A sauna barrel for the flat? - A calendar with meerkat photos as a Christmas present - Gisela Mayer funeral service - Marianne Rosenberg with Art Garfunkel Jr. at the Brandenburg Gate - My first PCR test - 2321945, the Pforzheim bomb book - Hartmut Geerken & Afghanistan per du perdü.
Number of copies: 30
300 €
Hartmut Andryczuk
TANTRA IN BADEN-BADEN
Ulrich Woelk
Uranus
Planetenschreiber 4
Der Wirt schob mir ein Bier über den Tresen, sah mich mitleidig an und meinte: „Vielleicht geht in zwei Tagen ein Shuttle. Wenn Sie Glück haben.“
„In zwei Tagen? Wieso das denn? Im Prospekt hieß es, dass täglich mehrere Verbindungen nach Uranopolis abgehen.“
„Na klar. In der Saison.“
„Was für einer Saison?“
„Mittsommer. Sie waren wohl noch nie hier.“
„Ich bin der neue Planetenschreiber.“
„Planetenschreiber. Na, meinetwegen.“
„Und was ist das Besondere an der Saison?“
„Die Doppel-William-Festspiele.“
„Die … was?“
Er sah mich mit dem üblichen Missmut aller Hinterwäldler gegenüber Fremden an, war aber bereit, mir Auskunft zu geben. „Wir verehren hier zwei große Williams: Herschel und Shakespeare. Der eine hat unser Planetensystem entdeckt, und nach dem anderen sind unsere Monde benannt. Shakespeare müssten Sie als Schreiberling doch kennen. Er hat‘n Stück geschrieben, das heißt Der Sommernachtstraum. Darin gibt es eine Titania, eine Elfenkönigin, nach der der Mond hier benannt ist, auf dem Sie gerade Ihr Bier trinken.“
Swinger-Club auf Puck |
There was nothing going on in the terminal. I strolled to the bar, ordered a beer and inquired about the departure times of the atmosphere shuttle. The host wore jeans, western boots and a scuffed leather vest. His hair spilled out from under a scruffy cowboy hat, and a harmonica dangled around his neck for some reason. He must have had a soft spot for the late twentieth century, I reasoned, and for the still-unrivaled cinematic epics from that era, studied up and down by all the young directors like my friend Blumenbad Bingo, then oddly called spaghetti westerns. (Blumenbad assumes because of the artfully intertwined plot threads of these masterpieces.)
The innkeeper slid a beer across the counter, gave me a pitying look, and said, "Maybe a shuttle will leave in two days. If you're lucky."
"In two days? Why is that? The brochure said there were several services leaving daily for Uranopolis."
"Well, sure. In season."
"What season?"
"Midsummer. You've probably never been here before."
"I'm the new planetary scribe."
"Planetary scribe. Well, because of me."
"And what's special about the season?"
"The double William pageants."
"The ... what?"
He looked at me with the usual displeasure of all backwoodsmen toward strangers, but was willing to give me information. "We worship two great Williams here, Herschel and Shakespeare. One discovered our planetary system, and our moons are named after the other. As a writer, you should know Shakespeare. He wrote a play called A Midsummer Night's Dream. In it, there's a Titania, a queen of the fairies, after whom the moon here on which you're drinking your beer is named."
Künstleredition mit sechs großformatigen Zeichnungen von Hartmut Andryczuk
Edition: 30 copies
650 €
Hartmut Andryczuk
2321945
Unikat-Künstlerbuch
Nach „Projekt Lightspeed“ zur „Waterfront 21“
MMM-DIARIUM 3/2021
Beitrag von H.R.A. |
Themen: Das Sun-Ra-Archiv von Hartmut Geerken – Schrittlänge 29 bis 94 cm – Christian Y. Schmidt in der "Weltwirtschaft" – Frikadelle mit Gurkenscheiben vor der Altherrensauna – Haus Sturmfried storniert – VLUST, Anna Hoffmann – Anruf von Sigmund Freud im Britzer Garten – Canon Drucker Supportcode B100 – Projekt Lightspeed – Die Kunst des Sammelns, Bd. 7 – Bestattungshaus Möse nahe der Waterfront 21 – Alte weiße Männer schwimmen im Eis – Hartmut Geerken tot – Nachrufe und einige E-Mails – VIR + VOC, Virusmutanten-Mutationen.
Tagebuch von Hartmut Robert Andryczuk vom 1. August bis zum 31. Oktober 2021
Number of copies: 30
300 €
RETTET DEN BORKENKÄFER
MMM-DIARIUM 2/2021
Beitrag von Patricio Álvarez Aragon |
Hartmut Andryczuk
Patricio Álvarez Aragon
Egon Günther
Freddy Flores Knistoff
Matthias Lyssy
Beitrag von Egon Günther |
Number of copies: 30
300 €
SCHLECHTER MALEN MIT ANTIDEPRESSIVA
von Peter Padubrin-Thomys & Hartmut Andryczuk
Hermoine Zittlau
Aaasgefüge – zeitversehrt
Prosa und Wörterbuch
Herausgegeben von Wolfgang Müller
Bei der Premiere der Doris-Oper Autofahrt in Deutschland am 4. 12. 1987 beeindruckte Hermoine Zittlau an der Seite von Tabea Blumenschein und Etsuko Okazaki das Münchner Publikum in der Rolle als sinnmordende Walküre. Mit der zweiten Aufführung am Folgetag, dem 5. 12. 1987 feierte zugleich Die Tödliche Doris ihren endgültigen Abschied als Liveband.
In Akiko Hadas Videoproduktion The Fall of a Queen or the Taste of the Fruit to Come von 1991, einer Produktion des Senders Channel 4 spielte Hermoine Zittlau neben Gunter Trube und Mark Brandenburg die Rolle der Majestät.
1992 erfand Hermoine Zittlau Harmudistanisch, eine eigene Kunstsprache wie Esperanto und Volapük. Sie übersetzte das Gedicht "Der Rabe" von Edgar Allan Poe ins Harmudistanische, hier in ihrem Buch erstmalig dokumentiert.
Auftritte in Wolfgang Müllers Kunst und Meisencafé im Roten Salon der Berliner Volksbühne mit Páll Óskar Hjálmtysson folgten, dem ersten offen schwulen Sänger bei der Klemmschwestershow ESC 1997.
In der Show Mutter und Doris an der Berliner Volksbühne überzeugte Hermoine Zittlau 1995 als Operndiva der Tödlichen Doris. Neun Jahre später trat sie mit ihrem Künstlerfreund Ogar Grafe in Lena Brauns legendärem Club Barbie Deinhoff auf. Sie präsentierte einige Songs aus der im Hybriden-Verlag 2004 erschienenen Edition Sirenen aus dem untergehenden Westberlin.
Wie auch Tabea Blumenschein, ihre Kollegin aus der Tödlichen Doris-Oper besitzt Hermoine Zittlau bis heute keinen Computer, hat keine Emailadresse. Erfasst man ihre Texte mit dem Computer, leuchten ständig Warnhinweise und Markierungen auf. Die Rechtschreibprogramme sind von den neu erfundenen, eigensinnig veränderten Wörtern und den grammatikalischen Experimenten überfordert. Hermoine Zittlau beweist mit ihrer Poesie, dass sich Sprache in einer ständigen, nie endenden Metamorphose befindet. Um einen Eindruck des schöpferischen Ideenreichtums zu bekommen, folgt nach Beispielen ihrer Dichtkunst das Hermoine-Zittlau-Wörterbuch.
Wolfgang Müller
Der Rabe
nach Edgar Allan Poe
in harmudistanischer Übersetzung
Schweig denn still mein Herze
Randem tosst helljug yer Rare
Plutos nächt’ger Sphär’
Plutoah amerhabis Ohresmee
Ach, Ach
Hammet, hammet
Müde über manch altem Folio längst vergess’ner Lehr’
Jeped isla gaune rasper Sekroat jem lat‘ gire Queme
Als der Schlaf schon kam gekrochen
Zen gab Lohe urt reca ilerm
Schuf ein Geisterlicht so leer
Legerte lee Jol-mes Prathe gurn tarmee
Dunkel dort – nichts weiter mehr
Kajokretoh herpatt – gane lume skeh
Ominöses grimmes Wesen
Semexter werg Perment
Zuweilen ist – alles der Auflösung nahe. Aus dem Innenleben des Hauptstadtsalons tönt das ohnmächtige Streben einer loslösten Mysterienarie. Das Süßlauten begnadeter Stimmen schneidet scharf durch Herzkammerfäden, gnadenfrei zu neu erkämpfter Inbestandnahme:
Hochherrschaftlicher Miene
Nobielies’gis Huth – geme
Der Engel Herr
Gab Liquomee Barm
Wand’rer nächt’ger Spähr’
Sketaber amerhabis Ohresmee
Sprach der Rabe – nimmermehr
Jsched gab Eltered – haberimee
Edition, 58 Seiten, gebunden
Typographie und Layout: Gerhard Dörries
Beilage/Multiple von Wolfgang Müller, signiert
Edition, signiert und nummeriert von Hermoine Zittlau
Auflage: 50 Exemplare
80 €